Das „Wehrmannhaus“ in der Altstadt von Michelstadt liegt unmittelbar neben der Synagoge in der Mauerstraße 17. Es ist ein recht gut erhaltenes, nicht unterkellertes Fachwerkhaus des späten 16. Jahrhunderts mit anliegendem Wehrturm. Das Grundstück umfasst 234 qm und grenzt an den Rand der nordöstlichen Stadtmauer Michelstadts.
Das Haus ist nach Angaben der Denkmalpflege Hessen „durch gutes dreizoniges Fachwerk mit Andreaskreuzen und mehrfachem Vorkommen von K-Streben, einer Sonderform des „Mannes“, geprägt und das Fachwerk fast ohne Stockwerksüberstand gestaltet.“
Die Geschichte des Wehrmannhauses ist seit dem 16. Jh. gut dokumentiert und soll auch in neuen Konzeptionen mit berücksichtigt werden. So lebten in dem Haus zuerst ein Zentraf, danach ein Bader und später Generationen von Tuchmachern, Hammerschmieden und Pflasterern. In den späten 1970er Jahren erwarb die Stadt Michelstadt das Wehrmannhaus und führte zeitgemäße Renovierungen im Zuge der Altstadtsanierung durch. Später war dort die Stadtbücherei und eine Malstube untergebracht, während die Erdgeschosswohnung an Heiner Müller (der selber noch 1931 in diesem Haus geboren ist) vermietet war.
2015 wurde das Wehrmannhaus an den Ethnologen Dr. Andus Emge verkauft, der seit 2016 eine umfangreiche energetisch-bauökologische Sanierung in Kooperation mit dem Landesamt für Denkmalpflege Hessen sowie unter Berücksichtigung der Interessen der Stadt Michelstadt durchführt.
Nach der Sanierungsphase steht das Erdgeschoss des Wehrmannhauses in Kombination mit dem Innenhof an der Stadtmauer als Freiraum für allerlei Veranstaltungen (25-50 Personen) und für kulturelle Projekte, Vorträge und Workshops etc. zur Verfügung. Manche Räume und Details im Wehrmannhaus reflektieren auch mittels ihrer Einrichtungsgegenstände die Geschichte des Hauses. Das eine oder andere Zimmer kann dabei u.U. auch tage- oder wochenweise privat angemietet werden. Wohnen im Museum also, um Altes auch mittels digitaler Techniken weiter erfahrbar zu machen.